Bericht über den Freundeskreis im Stadtanzeiger für den Kreis Soest vom 5.12.2012

Der folgende Bericht über ein Projekt am Kindergarten Sternschnuppe ist im Stadtanzeiger für den Kreis Soest am 5.12.2012 erschienen und wird hier mit Genehmigung der Autorin wiedergegeben:

Leben heißt lernen (Seite 1)


Wer nicht fragt, bleibt dumm. Der angeborene Wissensdurst des Menschen kann bis ins hohe Alter gestillt werden. Und weil Wachstum – so sagt die Familientherapeutin, Kinesiologin und Buchautorin Gerda M. Kolf – nur in Verbundenheit möglich ist, lernt der Mensch am besten in der Gemeinschaft – nicht nur miteinander, sondern vor allem voneinander. Denn auch wer aufhört zu fragen, riskiert, "nicht mehr mitzukommen". Bestes Beispiel für lernen im Verbund ist der Freundeskreis im Kindergarten Sternschnuppe, der sich auf Initiative von Gerda M. Kolf gegründet hat. Zur Nachahmung dringend empfohlen: siehe Seiten 4, 5 und 6. kah/Foto: Privat

So wird "Wachstum in Verbundenheit" zum "Kinderspiel" (Seite 4)

Im Soester Familienzentrum Sternschnuppe lernen drei Generationen mit- und voneinander

von Karin Drolshagen

Kreis Soest. "Leben heißt lernen", sagte der berühmte Verhaltensforscher Konrad Lorenz. Und auch im Umkehrschluss ist dieses Zitat wertvolle Hilfe für jeden Menschen: Wer lernt, lebt, ist lebendig, gibt seinem Leben einen Sinn. Dabei geht es beim lebenslangen Lernen nicht um leistungsorientiertes Wissen und Können, sondern einzig und allein um die Tatsache, dass die angeborene Neugier des Menschen wach gehalten und natürlich auch befriedigt wird.


Gerda M. Kolf, Gisela Wilden, Marion Tockels und Maria Hennemann – ein Teil des Freundeskreises des Familienzentrums Sternschnuppe in Soest. Foto: Drolshagen

"Wachstum ist nur in Verbundenheit möglich", sagt Gerda M. Kolf. Die vielfach ausgebildete und engagierte Frau (unter anderem Familientherapeutin, Kinesiologin und Buchautorin), die Menschen körperlich, gedanklich und emotional "auf die Sprünge hilft", hat vor etwa einem Jahr einen Freundeskreis der besonderen Art ins Leben gerufen.

Sie weiß, dass wertvolles Potenzial verkümmert, wenn Wissen und Können nicht abgefragt werden. Deshalb führt sie ältere und jüngere erwachsene und ganz junge Menschen "in freudigem Tun" zusammen. Dabei kommt es nicht auf außerordentliches Spezialwissen an.

Es geht um Alltagswissen, Wissen, das verkannt, vielleicht sogar gering geschätzt wird, in Wahrheit jedoch ungeheuer wertvoll ist.

Der Freundeskreis, den sie im Kindergarten des evangelischen Familienzentrums Sternschnuppe am Warsteiner Weg 8 in Soest zusammengeführt hat, besteht aus der Leiterin des Kindergartens Anne Shirley, der Agraringenieurin Karin Möller, der Hauswirtschaftsmeisterin Maria Hennemann, Marion Trockels, die in heilsamem Singen ausgebildet ist und einen Singkreis gebildet hat und Gisela Wilden, die als siebenfache Großmutter über einen breit gefächerten Erfahrungsschatz in Sachen "junge Generation" verfügt und natürlich Gerda M. Kolf.

Sie alle haben mutig einen Anfang gewagt, und einfach mal angefangen mit den Dingen, die sie selber sehr gerne und mit Begeisterung machen und sind inzwischen verblüfft, hocherfreut und hoffentlich auch ein bisschen stolz auf das, was sie bei den Kindern bewegt und für sich selbst gelernt haben, denn Verbundenheit ist keine Einbahnstraße, jeder lernt von jedem, wenn er oder sie es nur will.


Dieser Ernährungszug nimmt auch Eltern mit auf die Reise zu den Ursprüngen ausgewogener Ernährung.

Für Maria Hennemann ist der komplexe Bereich der Hauswirtschaft eine Selbstverständlichkeit. Allein das Wissen um Nahrungsmittel, ihre Zubereitungsmöglichkeiten und die Auswirkungen auf den menschlichen Körper sind ihr so geläufig, dass sie natürlich eine Lehrende ist – jemand, von dem man eine Menge lernen kann.


Manchmal erzählen die Kinder daheim, was sie unter der liebevollen Anleitung von Maria Hennemann über Nahrungsmittel und deren Zubereitungsmöglichkeiten gelernt haben. Das weckt dann wiederum mitunter das Interesse der Eltern. Und weil der Freundeskreis in der Sternschnuppe sich "Wachstum in Verbundenheit" als Überschrift gesetzt hat, ist es natürlich kein Problem, einen Kochkurs für Eltern zu organisieren. Foto: Privat

Jeden Mittwoch kommt sie in die Sternschnuppe und kocht oder backt mit einigen Kindern. "Ich erinnere mich noch gut an den Einwand eines Mädchens. 'Ich esse nur Bratäpfel von der Kirmes', sagte es zu meiner Verblüffung", erzählt sie. "Heute isst das Mädchen einen rohen Apfel sogar mit Schale." Das ist wichtig, weil ein roher Apfel mit Schale nicht nur Nährstoff-Lieferant ist. Das ausgiebige Kauen sorgt dafür, dass die kindliche Mundmuskulatur ausreichend ausgebildet wird, und trägt damit zu einer optimalen Sprachentwicklung bei. Kinder, die überwiegend mit püriertem Brei ernährt werden, können vielleicht Probleme bekommen, verständlich zu sprechen.

"Singen ist die Sprache unserer Seele" (Seite 5)

Was die kindgerechte "Arbeit" mit den Mitgliedern des Freundeskreises zusätzlich auszeichnet, ist die Erfahrung von Teamgeist für die Kinder, die Erfahrung, gemeinsam leichter ans Ziel zu kommen.

"Soziale Kompetenz" und Teamgeist werden nicht erst wichtig, wenn man in der Nationalmannschaft Fußball spielt...


Wenn Marion Trockels zur Gitarre greift, werden nicht etwa "moderne" Kinderlieder angestimmt, sondern traditionelles Liedgut. Eingängige Melodien, gepaart mit einfachen Texten machen es den Kindern leicht, beides durch Wiederholung auswendig zu lernen. Dass dabei auch Inhalte transportiert werden, über die man etwas über das Leben lernen kann, ist ein weiterer positiver Nebeneffekt. Foto: Privat

Im wöchentlichen Singkreis von Marion Trockels machen die Kinder ebenfalls die Erfahrung, dass der einzelne sich mehr zutraut, sich mehr zutrauen kann, wenn er in der Gruppe singt. Doch auch für den einzelnen gilt: "Singen ist die Sprache unserer Seele. Wer singt, schaltet das Denken ab. Wer singt, hat keine Angst. Singen kann heilsam sein. In jedem Fall bringt es Freude."

Marion Trockels übt mit den Kindern "alltagstauglich" altes Liedgut ein: "Es geht nicht um Leistung, sondern um Freude."

Die Vorschulkinder lernen Liedtexte durch die Wiederholung, gereimte Texte und einfache Melodien vereinfachen das Lernen. "Die Texte prägen sich schnell ein und es freut mich sehr, wenn so ein kleiner Mensch nach einem Mal Singen auf die Frage nach der aktuellen Jahreszeit singend antwortet: "Hol die gold'nen Garben". Das freut mich natürlich, auch wenn ich weiß, wie schnell das gehen kann und wie Singen wirkt."

Sternschnuppe – Kindergarten und Familienzentrum

Der Kindergarten Sternschnuppe hat sich zum "Familienzentrum NRW" weiter entwickelt und ist inzwischen zertifiziert.

Neben Angeboten für Kinder bietet das Familienzentrum der ganzen Familie – unabhängig vom Besuch des Kindes in der Taggeseinrichtung – offene Angebote wie beispielsweise Sport für Eltern (wie Nordic Walking) oder Ausfüge für die ganze Familie (wie Waldtage).

Die vielfältigen Bildungs-, Betreuungs- und Beratungsangebote richten sich an die Kindergartenfamilien und an Mitmenschen im Wohnumfeld am Warsteiner Weg 8.

Telefon: 0 2921 - 73959
Weitere Infos: www.kindergartensternschnuppe.de

Es gibt so viel Gutes zu tun... (Seite 6)

Wachstum in Verbundenheit sorgt bei allen Beteiligten auch für Lebensfreude und Wohlbefinden

Fortsetzung von Seiten 4 und 5:


Hier wird der Grundstein für eine "essbare" Hecke gelegt. Im kommenden Frühjahr können die Kinder dann beobachten, wie sie anfängt zu sprießen und später Blüten treibt. Sie erleben, wie eine solche Hecke Tieren Wohnung und Nahrung gibt und kommen im Sommer selbst in den Genuss, Früchte pflücken und mit Hilfe von Maria Hennemann verarbeiten zu können. Vielleicht gibt's dann wieder selbst gebackene Waffeln dazu... Foto: Privat


Agraringenieurin Karin Möller hat selbst kleine Kinder und arbeitet deshalb nicht in regelmäßigen Abständen für den Freundeskreis mit den Kindern der Sternschnuppe, sondern an bestimmten Projekten.

Agraringenieurin Karin Möller hat mit den Kindern eine Hecke aus heimischen Gehölzen angepflanzt, die den Insekten nützen und essbare Früchte liefern. Unter anderem gehören unterschiedliche Beerensträucher zu dem kleinen Biotop. Die Hecke wurde erst im Herbst gepflanzt. Im kommenden Frühjahr können die Kinder verfolgen, wie sich aus einer Blüte eine Frucht entwickelt, die langsam heranreift, bis man sie pflücken und essen kann.

Mit dem Staunen, dem Lernen der Kinder entpuppen sich auch für Erwachsene wieder die einzelnen Schritte einer "zauberhaften" Entwicklung – vor allem der natürlichen Abläufe. Und der Freundeskreis wäre kein Kreis, wenn sich nicht auch noch weitere Verbindungen ergeben würden. So werden die Beeren, genau wie die Früchte des Walnussbaums nicht nur beobachtet, sondern auch geerntet, verarbeitet und verzehrt – gemeinsam. Im kommenden Frühjahr möchte Karin Möller, die selbst kleine Kinder hat und deshalb in der Sternschnuppe projektbezogen arbeitet, gemeinsam mit den Kindern eine Kräuterspirale anlegen, damit die Kinder riechen, fühlen und schmecken können.

Außerdem sollen die Kinder erleben können, wie aus einem Kürbiskern eine lange Ranke mit schönen Blüten und später Früchten wird, die über das Kindergartengelände wuchert. "Mit einem kleinen Kürbiskern hat man viele Möglichkeiten, Spannendes zu erleben", sagt sie.

Gisela Wilden möchte sich gern im Hintergrund halten, weil sie sich "eigentlich" gar nicht aktiv an den Aktionen des Freundeskreises in der Sternschnuppe beteiligt. Doch mit ihren Erfahrungen als siebenfache Großmutter, die sich analysierend und reflektierend mit dem Thema "Lernen und Wachsen" auseinander setzt, ist sie in den Gesprächsrunden mit allen Beteiligten eine wertvolle Unterstützerin. "Jedes dieser sieben Enkelkinder ist individuell völlig verschieden. Jedes für sich ist eine Herausforderung. Ich wachse mit meinen Enkeln, lerne von ihnen Dinge, mit denen ich mich ohne sie nicht so intensiv beschäftigen würde. Ich wünschte mir, meine Enkel häufiger fördernd und unterstützend begleiten zu können."

Anne Shirley freut sich, über die zusätzlichen Freundeskreis-Aktionen häufig auch die Aufmerksamkeit der Eltern gewinnen zu können. "Wenn die Kinder zuhause singen oder erzählen, warum Bienen wichtig dafür sind, dass aus Blüten Früchte werden, wenn sie berichten, welche Wirkung welche Nahrungsmittel haben, erinnern sie bisweilen auch die Eltern an verschüttetes Wissen. Eltern wollen für ihre Kinder immer nur das Beste erreichen. Doch häufig werden sie durch die Werbung und gesellschaftliche Zwänge in eine Richtung gedrängt, die eben nicht förderlich für ihre Kinder ist."

Anne Shirley sorgt auch dafür, dass der Freundeskreis Wellen über die Sternschnuppe hinaus schlägt: "Auf Leiterinnen-Konferenzen erzähle ich natürlich von den Erfolgen, die wir hier durch die Freundeskreis-Aktionen erzielen. Das Beispiel kann auch in anderen Kindergärten Schule machen."

Gerda M. Kolf würde sich freuen, wenn ihre Idee, generationsübergreifende Freundeskreise zu gründen, weiter ausgebaut und auch an anderer Stelle mit Leben erfüllt würde. "Sicher könnten wir hier auch noch Verstärkung brauchen – jemand, der mit den Kindern Brettspiele macht, jemand der werkelt, technisch interessiert ist. Aber auch jemand, der mit den Kindern einfach nur spazieren geht, wäre eine Hilfe. Der Freundeskreis ist auch offen für Männer, die ihr Wissen und Können in der Gemeinschaft zum gegenseitigen Vorteil einbringen möchten. Sich mit dem in einer Gemeinschaft einzubringen, was man gern tut und dabei an neuen Herausforderungen zu wachsen, ist in jedem Lebensalter ein wirksamer Weg, etwas für die eigene Lebensfreude und damit auch für die eigene Gesundheit zu tun."

Freundeskreis – Dazu kommen oder neu gründen

Wer Lust hat, sich am bestehenden Freundeskreis zu beteiligen oder einen neuen zu gründen, kann sich mit Anne Shirley unter Tel. 02921 / 739 59 oder Gerda M. Kolf unter Tel. 02921 / 66 62 64 in Verbindung setzen.

[Anmerkung für Besucher dieser Internetseite: Bestehende Termine und bisherige Aktionen sind im Thema "Freundeskreise" zu finden.]

Kontakt: Gerda M. Kolf, 59494 Soest.